Negativzinsen ergeben keinen Sinn

Die EZB stellt seit Juni 2014 Banken auf ihren Einlagen bei der Zentralbank Zinsen in Rechnung, aber die Nullzinspolitik wirkt nicht! Mit dem Brexit ist die Ungewissheit weiter gestiegen und die SNB bestätigt im September ihre Negativzinspolitik. Die Aussichten bleiben getrübt. Wegen einer „vorübergehenden Abschwächung des Wachstums in Europa“ sei in der zweiten Jahreshälfte in der Schweiz denn auch mit einem bescheideneren Wachstum als im ersten Semester zu rechnen, so Jordan.

Ausgeblendet wird dabei die Tatsache, dass durch die immer länger anhaltende Negativzinspolitik die Bevölkerung das Vertrauen in die Währungen und Zentralbanken zunehmend verliert. Die Märkte werden entsprechend reagieren, die Zinsen emporschnellen und professionelle Investoren können ihre Anleihen nicht mehr verkaufen, weil Pensionskassen, Versicherungen und Banken aufgrund ihrer Kapitalvorschriften nicht mehr kaufen. Die Volatilität wird ins endlose steigen und damit den Druck auf die Kapitalisierung von regulierten Institute weiter erhöhen.

Falsche Signale der SNB

In der Schweiz hat die von der SNB in den letzten Jahren geführte Devisenpolitik dessen Bilanz derart aufgebläht, dass sie zu einem nationalen Risiko geworden ist. Von Mitte der 1990er Jahre bis 2009 lag die Eigenkapitalquote meist zwischen 25% und 50%. Ende September 2016 waren es noch etwa 12% bis 13%. Künftige Gewinnverteilungen an Bund und Kantone werden höheren Schwankungen unterliegen, was diese im Rahmen ihrer Finanzierung spüren werden. Hinzu kommt die anhaltende Negativzinspolitik, die dazu führt, dass die falschen Staaten, Unternehmen und Personen zu billig zu Krediten kommen. Die Zeche dafür bezahlen die Sparer, die Pensionierten und die Investoren. Zur Wahrung der Glaubwürdigkeit sind jetzt Signale für eine Politik in Richtung einer Normalisierung notwendig: Eine Erhöhung der Freibeträge, aber vor allem die verbale Zurückhaltung bezüglich Deviseninterventionen, könnten erste Schritte darstellen.

Ramschanleihen sind keine Lösung gegen tiefe Renditen

Unter der anhaltenden Nullzinspolitik leiden besonders Pensionskassen und Versicherungen, die im Spannungsfeld zwischen dem ökonomisch sinnvollen und dem regulatorisch erlaubten an die Grenzen ihrer Möglichkeiten kommen (FINMA RS Anlagerichtlinien Rz. 23ff). Ramschanleihen winken mit attraktiven Renditen. Gerade für kleinere und mittelgrosse Versicherungen ist die Versuchung gross in diese Anlagekategorie zu investieren, weil diese im Gebundenen Vermögen unbeschränkt angerechnet werden können. Diese Strategie kann jedoch Investoren in der aktuellen Marktsituation in ein Jammertal führen, aus dem sie nicht mehr rauskommen. Institutionelle sollten mit Vorteil in Märkte investieren, die nicht von den Zentralbanken manipuliert werden können. Dazu zähle ich Gold, Rohstoff-, Immobilien- und Aktienmärkte.

Neues FINMA RS 2016/05-Anlagerichtlinien: Erweiterte Anlagemöglichkeiten

Im Rahmen ihrer Risikofähigkeit und unter Berücksichtigung der Duration des Versicherungsportfolios können Versicherer ihre Zielrendite gezielt über das Versicherungsrisiko (durch Erhöhung der Rückdeckungslimiten) und durch Investitionen in Sachwerten sowie alternativen Anlagen optimieren. Rückschläge an den Aktienmärkten sind phantastische Kaufgelegenheit! Im 2009 konnte man z.B. sehr billig europäische und amerikanische Aktien kaufen. Ohne in Ramschobligationen investieren zu müssen, ist es im Obligationenbereich denkbar das Kreditrisiko zu optimieren und im Bereich der alternativen Anlagen in Privat Debt, Senior Secured Loans und in Rohstoffe zu investieren. Auch denkbar sind Anlagen im Infrastrukturbereich, in Goldbarren oder in Insurance Linked Securities, die im FINMA-Rundschreiben 2016/5 „Anlagerichtlinien für Versicherungen“ neu verankert wurden.